Viele Menschen in Deutschland haben damit begonnen, unerwünschte Briefe per Post zu erhalten. Energieversorger geben die gestiegenen Gaspreise an ihre Kunden weiter. Gas heizt mehr als die Hälfte der Haushalte in Deutschland, und viele Einwohner würden es schwer haben, dafür zu bezahlen.
Die Preise haben sich seit Ende letzten Jahres auf 0,13 Euro pro Kilowattstunde mehr als verdoppelt. Einige Anbieter haben die Preise noch weiter erhöht. Der Energiekonzern Vattenfall berechnet Neukunden in Berlin 0,25 Euro pro Kilowattstunde.
Ab dem 1. Oktober steigen die Kosten wieder. Gaskunden müssen einen „Solidaritätsbeitrag“ von 0,05 Euro pro Kilowattstunde zahlen. Das Geld soll Gasimporteure stützen, die von russischen Kürzungen betroffen sind
In Deutschland verbraucht eine durchschnittliche vierköpfige Familie in einer 100-Quadratmeter-Wohnung etwa 18.000 kWh pro Jahr. Dafür zahlten sie letztes Jahr 1.080 Euro. In aktuellen Preisen kostet dieser Verbrauch jetzt 3.240 Euro – ein durchschnittliches Monatseinkommen.
Wirtschaftsminister Robert Habeck, der seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine an Popularität gewonnen hat, sagte, die zusätzlichen Maßnahmen würden besteuert, um Familien mit niedrigem Einkommen über der Armutsgrenze zu halten.
Betrieb mit Elektroheizungen
Sommerhitze bedeutet weniger Hitze. Der Winter ist jedoch noch einige Monate entfernt, und Mieter und Hausbesitzer beginnen sich der unangenehmen Monate bewusst zu werden, die vor ihnen liegen. Sie sind kein Ersatz für eine Gasheizung.
Die Planung der Heizungswartung oder die Installation hocheffizienter Systeme ist nahezu unmöglich. Techniker sind gebucht, Verbrauchsmaterialien wie elektrisch betriebene Wärmepumpen sind Mangelware. Brennholz, tragbare Heizkörper und Elektroheizungen werden verkauft.
Strom ist für den hohen Mehrbedarf solcher Geräte nicht ausgelegt und lokale Netze könnten an kalten Tagen überlastet werden, warnen Technologen.
Hannover legt Energiesparplan vor
Seit Monaten ruft Habeck die Bürger zum Energiesparen auf. Während mehr als 40 % des Stroms aus Wind- und Sonnenenergie stammen, werden 14 % aus Gas erzeugt.
Berlin hat beschlossen, an 200 Touristenattraktionen das Licht auszuschalten. In vielen Kommunen ist die Wassertemperatur in Schwimmbädern bereits abgesenkt, aus den Duschen kommt nur noch kaltes Wasser.
Die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover hat als eine der ersten Kommunen in Deutschland einen umfassenden Sparplan eingeführt. Während der nächsten Heizperiode sollte die Raumtemperatur in kommunalen Gebäuden maximal 20 °C betragen, in Technik- und Lagerräumen 10 °C bis 15 °C. Wahrzeichen von Gebäuden werden nicht mehr beleuchtet und alle öffentlichen Brunnen werden abgeschaltet, und heißes Wasser in Schwimmbädern und Duschen im Fitnessstudio wird abgeschaltet.
Wie können Verbraucher verifiziert werden?
Ein Drittel des gesamten Gasverbrauchs in Deutschland entfällt auf private Haushalte. Da die Einwohner gesetzlich geschützt sind, wird es schwierig sein, Ermäßigungen durchzusetzen.
Habeck empfiehlt kurze und kühle Duschen und eine Senkung der Temperatur in der Wohnung. Er hat auch die Idee in Umlauf gebracht, das Beheizen privater Schwimmbäder zu verbieten, räumte aber ein, dass dies schwierig umzusetzen sei.
„Ich glaube nicht, dass die Polizei die Poolbesitzer besuchen wird, um zu sehen, ob die Pools warm sind“, sagte Habeck.
Ökonomen denken nicht viel darüber nach, die Gaspreise zu deckeln oder finanzielle Unterstützung über die bereits beschlossene Energiesubvention von 300 Euro hinaus bereitzustellen.
Ein wissenschaftlicher Beirat aus 41 Ökonomen warnt Hebeck in einem Schreiben, das der DW vorliegt, dass ein Appell an den gesunden Menschenverstand wohl nicht viel bringen wird.
„Hohe Gaspreise sind ein sehr wirksamer Anreiz, den Verbrauch zu reduzieren“, heißt es in dem Schreiben. „Wenn Unternehmen oder Privathaushalte wissen, dass Gas in jedem Fall zum Festpreis geliefert wird, haben sie keinen Anreiz, beim Gasverbrauch zu sparen.“
Stattdessen empfiehlt der Beirat, den Gasmarkt so zu regulieren, dass die Verbraucher einen bestimmten Prozentsatz ihres Vorjahresverbrauchs zu einem gedeckelten Preis erhalten. Haushalte, die mehr konsumieren, müssen deutlich höhere Preise zahlen, was sie zum Umdenken und Einschränken animieren könnte.
Rückkehr ins Homeoffice
Da für den Herbst ein weiterer Anstieg der COVID-19-Infektionen erwartet wird, könnten viele Unternehmen ihre Mitarbeiter ermutigen, wieder von zu Hause aus zu arbeiten. Studien zeigen, dass leere, unbeheizte Bürogebäude 5 % Energie sparen.
Dies wird dazu führen, dass Unternehmen aufgefordert werden, ihre Ersparnisse an die Mitarbeiter weiterzugeben, die mehr für Wärme und Strom bezahlen, wenn sie zu Hause arbeiten.
Es herrscht viel Unsicherheit. In einem aktuellen Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Sender ARD, äußerte sich Bundeskanzler Olaf Scholes besorgt über mögliche soziale Unruhen, wenn die Heizkosten im Winter plötzlich und stark steigen. „Das ist eine soziale Bewegung“, sagte die Kanzlerin. Seine Regierung tue alles, um die Energieversorgung zu sichern, sagte er.
Wie groß die Verunsicherung ist, zeigt Habecks Auftritt in Bayreuth. Deutschlands bekanntester Politiker und Vizekanzler sprach auf dem Marktplatz zu den Bürgern. Aber sein Erscheinen wurde von einer kleinen Gruppe von Demonstranten mit lautem Pfeifen und Buhrufen beantwortet.
Aber wenn mehr Gaskunden in den kommenden Wochen höhere Rechnungen erhalten, die sie nicht bezahlen können, wird der Widerstand deutlich zunehmen. Das weiß auch Robert Habeck, der in Bayreuth versprach, dass die Menschen mit den Energiekosten nicht allein gelassen werden.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Deutsch verfasst.
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